Raumhohe Fenster mit großer Fläche sowie moderne Rollladen: Diese Aspekte sind auch bei Gebäuden gefragt, die in Holzrahmenbauweise umgesetzt werden. Zugleich sind Schadensfreiheit und Luftdichtigkeit gefordert. Dabei zielen ausführende Betriebe auf maximale Arbeits- und Materialeffizienz ab. Letztere spielt vor dem Hintergrund zunehmender Ressourcenknappheit auch im Holzbau eine wichtige Rolle. Wie man das Detail des Fenstersturzes umsetzt, um diesen vielfältigen Herausforderungen gerecht zu werden, zeigt die Holzhaus Fabrik. Das Unternehmen aus Breisach am Rhein setzt auf Kerto LVL von Metsä Wood.  

Die Dimensionen des Sturzes im Holzrahmenbau werden durch drei zentrale Faktoren beeinflusst: So bestimmen die Statik und die Deckenkonstruktion die Höhe, während die Wandtiefe für die Breite maßgebend ist. Daraus resultieren in der Regel große und schwere Bauteile. Letztere erweisen sich als unhandlich im Verarbeitungsprozess. Zudem wird viel Material verbraucht. Zugleich fehlt im massiven Bauteil der Platz für den Rollladenkasten – vor allem, wenn raumhohe Fenster gefragt sind, gerät diese Art der Konstruktion an ihre Grenzen. Die große Menge Querholz birgt zudem das Risiko von erhöhten Setzungen am Geschossübergang. Dieses Setzungsverhalten führtvor allem bei mehrgeschossigen Gebäuden zu Problemen. Unter anderem mit diesen Herausforderungen setzt sich die Holzhaus Fabrik aus Breisach am Rhein auseinander. Das junge, 42 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter starke Unternehmen ist spezialisiert auf den Geschosswohnungsbau, Sonder- sowie wie Schulbau in moderner Holzbauweise  

Photo: Holzhaus Fabrik
Der Sturz aus Kerto LVL Furnierschichtholz überzeugt als L-Detail durch hohe Statik und Qualität.  
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Architektonische Anforderungen 

„Sowohl im Geschosswohnungsbau als auch bei Einfamilienhäusern sind raumhohe Fenster gefragt. So soll oftmals bei einer Raumhöhe von 2,5 Metern eine Fensterhöhe von 2,4 Metern erzielt– und somit lediglich eine Sturzhöhe von zehn Zentimetern umgesetzt werden. Zugleich muss der Sturz von außen putzgleich, also fassadenbündig ausgeführt sein. Und bei allem wollen wir natürlich Wärmebrücken vermeiden. Zudem benötigen wir adäquate Verschattungsmöglichkeiten“, erklärt Heiko Dietzenbach, Gründer und Geschäftsführer der Holzhaus Fabrik. Konventionell gelöst, heißt dies, dass entweder die Wanddicke größer gewählt, die Raumhöhe angepasst oder die Fensterhöhe verringert werden müsste. Eine höhere Wanddicke führt jedoch zu einem gestiegenen Materialverbrauch und verringert zugleich den zur Verfügung stehenden Raum. Vergrößert man die Raumhöhe, steigert das nicht nur Kosten, sondern kann im Extremfall den Verlust eines Geschosses bedeuten – somit lässt sich weniger Wohnfläche realisieren, wenn die Traufhöhe fixiert ist. Optische Einbußen sind ebenfalls die Folge. Mit den üblichen großen Bauteilquerschnitten lassen sich die vielfältigen Anforderungen somit nicht allumfassend umsetzen.  

Leistungsfähiges Furnierschichtholz 

Die Holzhaus Fabrik ersetzt den massiven Querschnitt des Sturzes durch ein schlankes, leistungsfähiges Material: Kerto LVL von Metsä Wood. Das ressourcenschonende Furnierschichtholz besteht aus drei Millimeter starken Nadelholz-Furnieren. Im Herstellungsprozess werden die Schälfurniere zunächst zu einer Endlos-Rohplatte verklebt. Die Kerto-Rohplatten werden anschließend zu unterschiedlichen Bauteilen formatiert. Die LVL-Produktpalette umfasst dabei standardmäßig sowohl Balken und Pfosten als auch Platten in verschiedenen Stärken und Qualitäten. Für das Detail Fenstersturz setzt die Holzhaus Fabrik auf Balken aus Kerto LVL Q-panel. Durch die einzelnen Furnierschichten, die längs und quer angeordnet sind, hält das Material hohen zweiachsigen Beanspruchungen stand und ermöglicht gleichzeitig filigrane Konstruktionen. Es überzeugt mit sehr hohen Festigkeiten. 

Das Furnierschichtholz wird mit einem geringen, schlanken Querschnitt vertikal eingebaut und ist somit statisch sehr tragfähig. Fensterbreiten von bis zu vier Metern sind problemlos zu realisieren.  
Photo: Holzhaus Fabrik

Know-how aus der Praxis 

Das Furnierschichtholz wird mit einem geringen, schlanken Querschnitt vertikal eingebaut. Dabei ist es statisch sehr tragfähig. Fensterbreiten von bis zu vier Metern sind problemlos zu realisieren. Wir bilden den Sturz dabei als L-Detail aus. Hier wird auf den Randbalken eine Auflagerleiste verschraubt“, erklärt Dietzenbach. Auf dem L-Detail liegen Decken mit einer maximalen Spannweite von sechs Metern. Der lastabtragende Anschluss erfolgt dabei über die Ständer. Somit geht die Last nicht über den kleinen Auflagerbereich des L-Details. Die Querzugsicherung, die das Material mitbringt, ermöglicht dabei den Anschluss der Decke am unteren Bauteilrand. Fassadenseitig schafft der vertikal verbaute schmale Querschnitt Raum für Rollladen- und Raffstore-Lösungen.  

Auch in der Verarbeitung im Werk kann Kerto LVL aus Sicht von Dietzenbach punkten: „Die hohe Maßhaltigkeit ist ein wichtiger Faktor für uns, da wir eine vollautomatisierte Produktion fahren. Kerto LVL ermöglicht mit seinen Materialeigenschaften zudem einen hohen Grad an Standardisierung bei unterschiedlichen Anforderungen. Das Material ist sehr geradlinig und weist keine Verdrehungen auf. Ein Nachbearbeiten ist somit nicht notwendig, sodass die Produktionsgeschwindigkeit maximiert werden kann. Auch lässt sich das Material dann besonders gut einsetzen, wenn wir sehr hohe Anforderungen in der Flächenbündigkeit von Wandenden haben – also für Fenster- und Türpfosten.“ Das Material selbst kann entweder verschraubt, genagelt oder verklebt werden. Die Verarbeitung erfolgt mit üblichen Werkzeugen. Da die Holzhaus Fabrik auf ein Standarddetail für alle Deckentypen setzt – und dieses auch sowohl für Raffstore- als auch Rollladenlösungen wählt – verringert sich aufgrund des hohen Wiederholungsgrads auch die Fehleranfälligkeit. „Sobald wir selbst mit der Statik beauftragt sind oder zumindest in diesem Bereich Mitsprache haben, empfehlen wir grundsätzlich Kerto LVL für den Fenstersturz und setzen dabei auf unser standardisiertes Detail“, erklärt Dietzenbach.  

Unteransicht des Sturzes: Sturz und Decke sind mit dem Einsatz von Kerto LVL im L-Detail in eine Ebene gebracht.  
Photo: Holzhaus Fabrik

Da Kerto LVL sehr fest und leistungsfähig ist, bietet es einen reduzierten Materialverbrauch. „Wir haben es hier mit einer geringeren Holzmasse zu tun. Das wirkt sich auch auf die Kosten aus: Wenn der Fenstersturz bei 30 Zentimetern liegt, laufen wir kostenneutral im Vergleich zur konventionellen Ausbildung des Sturzes. Sind zehn Zentimeter gefordert, ist die Ausbildung mit Kerto LVL sogar deutlich günstiger. So können wir Kosten um bis zu 20 Prozent einsparen“, so Dietzenbach. Durch den optimierten Materialeinsatz und aufgrund schmalerer Wanddicken verfügen die Bauteile insgesamt über ein geringeres Gewicht und reduzierte Abmaße. Damit kann die Menge der Wände je Transporter erhöht und zugleich die Kapazität und Standfläche des benötigten Krans auf der Baustelle reduziert werden. Auch dies wirkt sich positiv auf die Kosten aus.  

Nicht zuletzt punktet Kerto LVL im Fenstersturz auch bei der Qualität. Das Material schwindet nicht, setzt sich nicht und ist trocken. Da weniger liegende Hölzer verbaut werden, entsteht grundsätzlich weniger Setzung. Letztere kann auch optisch ein Problem darstellen, wenn dadurch Risse entstehen. Denn durch den Furnierschichtaufbau ist die Menge an Querholz reduziert. Auch das Herstellen der luftdichten Ebene wird bei der Ausprägung des Sturzes als L-Detail auf der Baustelle vereinfacht. Klassisch wird die Luftdichtigkeitsbahn angeklebt, das Deckensystem aufgelegt und die Bahn zurückgeschlauft – ein Vorgehen, dass insbesondere bei den Details in den Ecken kompliziert ist. „Der vertikale Einbau des schmalen Querschnitts mit Kerto LVL ermöglicht eine einfache und unkomplizierte Ausbildung der luftdichten Gebäudehülle über den Geschossstoß hinweg. Das aufwändige Einschlaufen entfällt“, erklärt Dietzenbach. Dabei liegt die Dampfbremse im L-Detail und nicht so weit außen, sodass das Risiko des Tauwasserbefalls reduziert wird. Es muss weniger Folie eingesetzt werden – zugleich ist die Qualität verbessert. 

Mit Kerto LVL wird das Sturzdetail effizienter und sicherer für den Verarbeiter. Zugleich stellt es eine zeitgemäße Lösung dar, welche gestalterische und funktionale Ansprüche von Architekten und Bauherren gleichermaßen erfüllt.  

Lintel drawing
Bei raumhohen Fenstern bietet der geringe Unterschied zwischen Raumhöhe und Fensterhöhe nur wenig Platz für den Sturz. Bei einem Fenstersturz von zehn Zentimetern ist die Ausbildung des Sturzes mit Kerto LVL material- und platzsparend.