Sozialer Wohnungsbau in Augsburg

Unter dem Namen „Haus Tür an Tür“ entstehen im Augsburger Stadtteil Kriegshaber aktuell 18 neue Wohnungen für Mietinteressenten mit geringem Einkommen. Dabei stehen nicht nur die soziale Komponente, sondern auch Ökologie und Wirtschaftlichkeit im Fokus. Realisiert wird das Gebäude in Holzbauweise nach Plänen des Augsburger Büros Streidl, Gilg, Wolff Architekten. Teil des Gesamtkonzepts sind die vorgefertigten Außenwände in Holzständerbauweise, bei denen Kerto LVL zum Einsatz kam. Das Furnierschichtholz ist besonders leicht, formstabil und überzeugt mit großen Breiten. Dabei ist eine Dimensionsstabilität gegeben, die sowohl einen hohen Qualitätsstandard als auch die Vorfertigung erleichtert. Damit stützt Kerto LVL die Wirtschaftlichkeit und Ökologie des gesamten Projektes.
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Der Bedarf an sozialem Wohnungsbau ist in Deutschland nach wie vor sehr hoch – auch in Augsburg. Besonders Geringverdiener sind häufig durch überproportional hohe Wohnkosten belastet. Ein Grund dafür sind kontinuierlich ansteigende Mietpreise. Es fehlt bezahlbarer Wohnraum gerade für Menschen mit geringem Einkommen oder für Alleinerziehende. Ein Zuhause für sozial Schwache und Menschen in schwierigen gesellschaftlichen Situationen zu schaffen, ist daher das Ziel des gemeinnützigen Vereins Tür an Tür – miteinander wohnen und leben e.V.. Mit dem Wohnprojekt „Haus Tür an Tür errichtet der Verein jetzt neue Mietwohnungen auf dem Areal der ehemaligen Flak-Kaserne in Augsburg. Auf insgesamt vier Ebenen entstehen dort 18 Wohneinheiten unterschiedlicher Größe. Das neue Gebäude wird dabei nicht nur Wohnraum schaffen. Im Treff werden auch Deutschkurse, Hausaufgabenhilfe oder regelmäßige Beratungssprechstunden angeboten. 

Offen, einladend, hell und modern: So präsentiert sich der Neubau mit Wohnungen für Mieterinnen und Mieter mit geringem Einkommen. Foto: Eckhart Matthäus | www.em-foto.de | Instagram: #eckhartmatthaeus
Offen, einladend, hell und modern: So präsentiert sich der Neubau mit Wohnungen für Mieterinnen und Mieter mit geringem Einkommen. Foto: Eckhart Matthäus | www.em-foto.de | Instagram: #eckhartmatthaeus

Auf Holz gesetzt 

Der Bau selbst setzt auf Ressourcenschutz und Wohngesundheit in Form eines hohen Holzanteils, zu dem auch Kerto LVL seinen Beitrag leistet. Die Grundlage des Gebäudes bilden dabei tragende und nichttragende Außenwände in Holzständerbauweise. Ein massiver Kern erschließt das Gebäude. Die Ebenen legen sich u-förmig um diesen herum. So wurden insgesamt 500 Kubikmeter Holz verbaut. Weil das Material CO2 speichert – und zwar mehr als für die Produktion der Bauteile ausgestoßen wird – sorgt es für ökologische Pluspunkte. Außerdem nimmt das verbaute Holz Schadstoffe aus der Luft auf und verbessert die Raumluftqualität. „Die Bauherrin wünschte sich eine ökologische Bauweise. Damit kamen in den Wohnungen Zement, Beton und Stahl nicht infrage. Mit Holz haben wir einen nachwachsenden Rohstoff gewählt, der auch im verbauten Zustand CO2 bindet und so dem Nachhaltigkeitsgedanken Rechnung trägt“, erklärt Manfred Gilg vom Architekturbüro Streidl, Gilg, Wolff. In der späteren Nutzungsphase trägt eine Solaranlage zum effizienten Gebäudebetrieb bei. Regenwasser wird zwischengespeichert und genutzt, Dachflächen werden begrünt und Bereiche zum Gärtnern vorgesehen. 

Kerto LVL: Furnierschichtholz mit großen Breiten 

Die tiefe Ständerebene der Außenwände wird mit Kerto LVL von Metsä Wood realisiert. Der Holzbauwerkstoff wird aus drei Millimeter starken Nadelholzfurnieren hergestellt, die im Produktionsprozess miteinander verleimt werden. Die Verantwortlichen entschieden sich vor allem für Metsä Wood, da das Unternehmen die maßgefertigten Furnierschichthölzer im Vergleich zu anderen Herstellern in großen Breiten liefern kann. In Augsburg kamen die Maße 63 mal 300 Millimeter zum Einsatz. Damit trägt Kerto LVL maßgeblich zur Realisierung eines kosten- und materialtechnisch effizient errichteten Ständerwerks bei, das energetisch optimierte Wandelemente mit hoher Dämmstoffdicke problemlos tragen kann. So konnte sichergestellt werden, dass das Gebäude den hohen Effizienzhausstandard 40 erreicht. 

Die Maßhaltigkeit von Kerto LVL sorgt für eine reibungslose, fehlerunanfällige Elementproduktion, was sich auch auf der Baustelle auszahlt. Foto: Tür an Tür Miteinander Wohnen und Leben gGmbH
Die einzelnen Elemente wurden inklusive Fenster, Verschattung und Fassadenbekleidung im Werk vorproduziert. Foto: Tür an Tür Miteinander Wohnen und Leben gGmbH

Reduzierter Verarbeitungsaufwand 

Die einzelnen Elemente überzeugen durch ihr hervorragendes Verhältnis von hoher Festigkeit und geringem Gewicht sowie ihre Stabilität gegenüber Verziehen und Verdrehen. Sie lassen sich einfach transportieren sowie schnell und problemlos verarbeiten. Davon profitierte auch die Gumpp & Maier GmbH aus Binswangen, welche die Stangenware auf die richtige Länge brachte. „Die Maßhaltigkeit von Kerto LVL zeigt sich besonders in der Vorfertigung als gewinnbringend und überzeugt uns als Holzverarbeiter in vielerlei Hinsicht. Denn geringe Abweichungen tragen maßgeblich dazu bei, dass industrielle Prozesse im Holzbau gestützt werden und Elemente mit hoher Qualität hergestellt werden können – ohne kostspielige Fehlerquellen. Daher sind wir froh, mit Metsä Wood einen so erfahrenen und qualitätsvollen Partner zu haben“, erklärt Wolfgang Krettenauer, Projektleiter bei Gumpp & Maier. 

Das Furnierschichtholz wird aus drei Millimeter starken Nadelholzfurnieren hergestellt, die im Produktionsprozess miteinander verleimt werden. Foto: Gumpp & Maier GmbH
Im Zuge der Vorfertigung durch Gumpp & Maier wurde das Holzständerwerk der nichttragenden Elemente mit Zellulose ausgeflockt. Foto: Gumpp & Maier GmbH

Kostenersparnis dank Materialeffizienz 

Das Furnierschichtholz ermöglicht aufgrund seines Aufbaus außerdem deutlich schlankere Konstruktionen. Somit lassen sich Holz- und Hybridkonstruktionen mit großen Spannweiten realisieren, während der Materialeinsatz minimiert wird. Gerade im Wohnungsbau bedeutet dies, mehr Quadratmeter bei geringerem Materialverbrauch zu realisieren. Argumente, die für Christine Kamm, Geschäftsführerin von Tür an Tür miteinander wohnen und leben e.V., eine hohe Bedeutung haben: „Natürlich müssen wir – neben Ökologie und Wohngesundheit – auch die Wirtschaftlichkeit im Blick haben. Die vorgefertigten Holzelemente waren für uns mit Abstand die kosteneffizienteste Lösung.“ 

Zeitsparende Montage durch Vorfertigung 

Die einzelnen Wandelemente verfügen über eine maximale Länge von 10,5 Metern und eine maximale Höhe von 3,55 Metern. Sie wurden bis auf die Installationsebene, jedoch inklusive Fenster, Verschattung und Fassadenbekleidung, im Werk vorproduziert und ließen sich so unkompliziert und zeitsparend auf der Baustelle montieren. Krettenauer erklärt dazu: „Für die Arbeit auf der Baustelle bedeutet die Vorfertigung eine enorme Entlastung. Dort müssen die einzelnen Elemente nur noch aufgerichtet werden. Der größte Teil der Arbeiten kann, ohne Witterungseinflüsse und unter optimalen Bedingungen für die Mitarbeiter, im Werk geschehen. Durch den hohen Vorfertigungsgrad und die schlanken Konstruktionen reduziert sich die Arbeitszeit auf der Baustelle deutlich.“ 

Kerto LVL bildet die Basis für die Wirtschaftlichkeit und den ökologischen Anspruch des Augsburger Projektes aus dem Bereich des sozialen Wohnungsbaus. Foto: Gumpp & Maier GmbH

Setzungsschäden vermeiden – Langlebigkeit erhöhen 

Nicht nur für die Außenwände wurden Produkte von Metsä Wood verarbeitet. Auch die Schwelle im Erdgeschoss besteht aus Kerto GLVL. Hierbei handelt es sich um mehrschichtiges, verleimtes Furnierschichtholz mit größeren Querschnitten. Für das Projekt in Augsburg wurden Schwellen in den Größen 100 mal 360 Millimeter und 100 mal 300 Millimeter gefertigt. Die hochbelastbaren Bauteile werden vorwiegend im mehrgeschossigen Hochbau eingesetzt. Denn durch ihre hohe Belastbarkeit werden Setzungsschäden effektiv verhindert und die Langlebigkeit des Gebäudes erhöht. Die Formstabilität und Maßgenauigkeit führt gerade im ökologischen Holzrahmenbau und bei mehrgeschossigen Gebäuden zu besonders hoher Qualität. 

Vorgefertigte Außenwandelemente  

Für die Vorfertigung der Außenwandelemente zeichnet Gumpp & Maier verantwortlich. Die äußere Hülle des Gebäudes bildet eine vertikale 21 Millimeter starke Fichtenholzschalung mit Nut- und Federprofil. Diese ist auf einer Lüftungslattung und einer 18 Millimeter starken Unterdeckplatte montiert. Das Holzständerwerk der tragenden Außenwandelemente wurde mit Mineralwolle gedämmt. Bei den nichttragenden Elementen flockten die Holzbau-Experten von Gumpp & Maier die Hohlräume mit Zellulose aus. Zur Aussteifung kommen bei den tragenden Elementen zwei Lagen aus 18 Millimeter dicken Gipsfaserplatten mit dazwischenliegender Dampfbremse zum Einsatz. Bei den nichttragenden Elementen bildet eine 18 Millimeter starke Holzspanplatte diese aussteifende Ebene. Bauseits wird auf der Wandinnenseite die acht Zentimeter starke Installationsebene angebracht. Sie besteht aus CW-Profilen, welche mit Mineralwolle ausgefacht und mit zwei Lagen 12,5 Millimeter starken Gipskarton beplankt wurden. Insgesamt erreichen die tragenden Außenwände einen U-Wert von 0,107 W/m²K. Bei den nichttragenden Außenwänden beläuft sich dieser Wert auf 0,099 W/m²K. 

Kerto LVL bietet die Grundlage für die Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit des Wohnbauprojekts in Augsburg – und zeigt, dass sich beides nicht ausschließt. Die Basis dafür bieten PEFC-zertifiziertes Holz (PEFC/02-31-03) und ausgeklügelte Produkteigenschaften, die sich von herkömmlichen Lösungen aus diesem Bereich unterscheiden.